Vielfalt braucht Gemeinschaft – Interview mit der Staatssekretärin Ellen Haußdörfer
„Vielfalt zu leben kann nur funktionieren, wenn es von Vielen mitgetragen wird“ – mit dieser Überzeugung treibt Ellen Haußdörfer, Staatssekretärin für Gesundheit und Pflege, den Diversity-Prozess in der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege (SenWGP) voran. Im Gespräch schildert sie, warum die Förderung von Vielfalt für die Verwaltung entscheidend ist und wie der Weg dorthin gestaltet werden kann.
Die Fachstelle Diversitätsorientierte Organisations- und Kompetenzentwicklung im Land Berlin (kurz Fachstelle DOKE) begleitet die SenWGP in einem diskriminierungs-kritischen und diversitätsorientierten Organisationsentwicklungsprozess. Ziel ist es, Potenziale und Hemmnisse für eine Kultur der Wertschätzung von Vielfalt zu identifizieren und gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln, die den Wandel ermöglichen.
Im Interview spricht Ellen Haußdörfer darüber, wie wichtig externe Perspektiven für solche Veränderungsprozesse sind, welche Rolle die Hausleitung spielt und warum es für sie persönlich eine Herzensangelegenheit ist, Vielfalt im Verwaltungshandeln stärker zu verankern.
Im Gespräch
❓Welches Ziel verfolgen Sie in diesem Prozess? Welche Veränderungen streben Sie für die SenWGP an?
Mir geht es darum, einen stärkeren Fokus auf Diversity zu legen. Bei den vielen Fachthemen, die in unserem Haus bewegt werden, ist das ein Thema, das bisher möglicherweise ein wenig untergegangen ist. Wichtig ist mir, dass wir selbstkritisch schauen, wie wir als Senatsverwaltung in Bezug auf Vielfalt aufgestellt sind und vor allem, was wir besser machen können.
Daher wurde gemeinsam mit DOKE für die Prozessgruppe das Ziel formuliert, Potenziale und Hemmnisse für die Förderung einer Kultur der Wertschätzung von Vielfalt in der SenWGP zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zu entwickeln. Am Ende der Prozessbegleitung steht im besten Fall ein voller Maßnahmenkatalog, mit dem wir uns alle an die Arbeit machen können. Die eigentliche Veränderung wird dann erst beginnen.
❓Warum ist es für Sie persönlich wichtig, diesen Prozess anzugehen?
Für mich persönlich ist Vielfalt bzw. das Leben von Vielfalt ein wichtiges Anliegen. Das möchte ich auch als positives Signal an unsere Beschäftigten geben. Denn Vielfalt zu leben kann nur funktionieren, wenn es von Vielen mitgetragen wird. Dafür möchte ich werben.
Wir leben in einer vielfältigen Gesellschaft und diese soll sich auch in der SenWGP wiederfinden. Mir ist es wichtig, dass sich alle Mitarbeitenden an ihrem Arbeitspatz in der SenWGP wohlfühlen und akzeptiert sehen, so wie sie sind.
❓Welche Bedeutung und Relevanz kann dieser Prozess bei der SenWGP für die gesamte Berliner Verwaltung haben?
Diversity ist ein Thema mit dem sich die gesamte Berliner Verwaltung auseinandersetzt. Hier haben wir ja auch bereits ein gutes Fundament, zum einem mit entsprechenden Gesetzen wie zum Beispiel dem Landesantidiskriminierungsgesetz oder dem Partizipations- und Migrationsgesetz, zum anderen mit dem Diversity-Landesprogramm und dem entwickelten Leitbild „Weltoffenes Berlin – chancengerechte Verwaltung“. Das sind alles gute Grundlagen für die Berliner Verwaltung, die uns bei der Gestaltung des Prozesses unterstützen.
Unser Prozess in der SenWGP kann hoffentlich als Best Practice für andere Verwaltungen dienen, wenn es darum geht, wie man dieses Thema gut in der Praxis umsetzen und wie man dies möglichst partizipativ gestalten kann. Eine Organisationskultur ist prägend für alle ihre Mitglieder, sie wirkt sich wesentlich auf die Identifikation mit der Organisation und das Wohlbefinden ihrer Mitglieder aus. Ich hoffe, wir können mit dem Prozess ein positives Beispiel dafür geben, wie sich eine Verwaltung auf den Weg hin zu einer Kultur macht, die Vielfalt als etwas Notwendiges und Wertvolles anerkennt.
❓Wie werden Sie den Prozess auch zukünftig weiterhin unterstützen?
Als Auftraggeberin des Diversity-Prozesses sehe ich mich in der Pflicht, auch als Vorbild voranzugehen, und Vielfalt möglichst immer mitzudenken, und auch immer wieder darüber zu kommunizieren.
Auch wenn ich kein Mitglied der Prozessgruppe bin, hoffe ich damit flankierend zu unterstützen. Ich denke, in Veränderungsprozessen, die tragen sollen, ist zentral, dass immer wieder seitens der Hausleitung signalisiert wird, dass diese Veränderung gewünscht und unterstützt wird. Dies soll für alle unsere Beschäftigten sichtbar sein. Aber auch nach außen möchte ich, dass die SenWGP als eine Organisation, der Vielfalt wichtig ist, wahrgenommen wird.
❓Warum ist es auf Ihrer Sicht sinnvoll, Ihr Diversity-Vorhaben extern durch die Fachstelle DOKE begleiten zu lassen?
Ich habe mich sehr gefreut, dass wir im Interessenbekundungsverfahren für eine Begleitung durch DOKE ausgewählt wurden. Wenn es darum geht eine Organisationskultur zu transformieren, sehe ich es als sehr hilfreich an, den Blick von außen als Erweiterung der Perspektive mit dazu zu nehmen. Und darum geht es doch vor allem beim Thema Vielfalt, um das Einnehmen und Berücksichtigen vieler Perspektiven, darum, möglichst viele Menschen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen mitzudenken.
Außerdem bringt DOKE sowohl im Themenfeld Diversity als auch in der Organisationsentwicklung viel Expertise mit, von der wir nur profitieren können. Und wir erweitern meiner Ansicht nach durch die Begleitung auch den Lernraum für alle Beteiligten.
❓Was wünschen Sie der Prozessgruppe, die mit Ihrem Mandat an der Verwirklichung des Ziels arbeiten wird?
Ich freue mich sehr, dass es solch eine positive Resonanz auf den Aufruf zur Beteiligung an der Prozessgruppe gab und in dieser alle Abteilungen, Mitarbeitende wie Führungskräfte und auch alle Beschäftigtenvertretungen vertreten sind.
Ich wünsche der Gruppe, dass sie einen fruchtbaren Austausch miteinander erlebt, verschiedene Perspektiven einfließen können, sie motiviert zusammenarbeitet und für unser Haus gute Maßnahmenvorschläge entwickelt, die unsere Kultur in Bewegung bringen werden.
Vor allem aber wünsche ich der Prozessgruppe viel Spaß und Freude bei der gemeinsamen Auseinandersetzung mit dem Thema Diversity in der SenWGP!